Geschichte der Arbeiterwohlfahrt (AWO)
Die Geschichte der Arbeiterwohlfahrt (AWO) ist eine bewegende Erzählung von Solidarität, Mut und unermüdlichem Einsatz für soziale Gerechtigkeit. Geprägt von historischen Umbrüchen, zeigt sie, wie Menschen durch Zusammenhalt und Engagement Großes bewirken können.
Die Ursprünge – Eine Antwort auf die Not
Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte Deutschland eine Zeit massiver sozialer Not. Millionen hungerten, die Armut war allgegenwärtig. Doch inmitten dieser Krise erwachte die Vision einer neuen Form der Solidarität. 1919 gründete Marie Juchacz, eine Pionierin der Sozialdemokratie, den „Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt in der SPD“. Ihr Ziel war es, die traditionelle Armenpflege des Kaiserreichs zu überwinden und stattdessen moderne Wohlfahrtsarbeit auf den Grundsätzen von Selbsthilfe und Gemeinschaft aufzubauen.
Bereits in den 1920er-Jahren entstanden viele Einrichtungen wie Nähstuben, Mittagstische, Werkstätten und Beratungsstellen. Frauen und Männer wurden gezielt für soziale Berufe ausgebildet. Die AWO prägte so eine neue, fortschrittliche Form der Sozialarbeit und wurde 1926 als Reichsspitzenverband der freien Wohlfahrtspflege anerkannt. Bis 1931 wuchsen Engagement und Wirkungskraft der AWO stetig, mit über 135.000 Ehrenamtlichen, die sich in allen Bereichen der sozialen Arbeit für Bedürftige einsetzten.
Unterdrückung und Verbot im Nationalsozialismus
Mit der Machtübernahme Adolf Hitlers im Jahr 1933 begann eine dunkle Zeit. Die AWO wurde verfolgt, verboten und zwangsweise aufgelöst. Ihr Vermögen sowie sämtliche Einrichtungen wurden von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Auch viele ihrer engagierten Mitglieder wurden verfolgt. Die Arbeiterwohlfahrt musste aufhören, als Organisation zu existieren – doch ihre Vision lebte im Untergrund weiter.
Der Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 stand der Wiederaufbau im Mittelpunkt. Bereits 1946 gründete sich die AWO neu – diesmal parteipolitisch und konfessionell unabhängig. Sie entwickelte sich zu einem eigenständigen Verband, der im Geiste von Solidarität und Sozialverantwortung agierte. Bis 1949 waren bereits wieder 50.000 Ehrenamtliche aktiv. Marie Juchacz, die Gründerin der AWO, kehrte aus der Emigration zurück und wurde zur Ehrenvorsitzenden.
Die 1950er-Jahre waren geprägt von Wachstum und Innovation. Ob Kindergärten, Volksküchen oder Schwesternausbildung – die AWO war auf allen Feldern der sozialen Arbeit aktiv. Bis 1959 zählte sie 300.000 Mitglieder, 5.000 Ortsvereine und über 70.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer.
Ein starkes Engagement im vereinten Deutschland
Mit dem Fall der Mauer 1989 begann ein neues Kapitel in der Geschichte der AWO. Der Verband trug entscheidend zum Aufbau sozialer Strukturen in den neuen Bundesländern bei. Heute ist die AWO landesweit tätig und engagiert sich in allen sozialen Bereichen.
Die Arbeiterwohlfahrt ist auch in der Gegenwart ein starker Pfeiler der Wohlfahrtsarbeit. Sie setzt sich dafür ein, die sozialen Herausforderungen der heutigen Zeit zu bewältigen und dabei stets den Blick auf eine gerechtere Zukunft zu richten.
Die AWO ist mehr als eine Organisation – sie ist ein Ausdruck von Solidarität, Menschlichkeit und dem Willen, eine bessere Gesellschaft für alle zu schaffen.
Zeitleiste – Geschichte der Arbeiterwohlfahrt (AWO)
1919
- Gründung des „Hauptausschusses für Arbeiterwohlfahrt in der SPD“ durch Marie Juchacz.
- Ziel: Überwindung der repressiven Armenpflege des Kaiserreichs durch moderne Wohlfahrtsarbeit basierend auf Selbsthilfe und Solidarität.
1920er Jahre
- Aufbau zahlreicher sozialer Einrichtungen wie Nähstuben, Mittagstische, Werkstätten und Beratungsstellen.
- Ausbildung von Frauen und Männern für soziale Berufe.
- 1926: Anerkennung der AWO als Reichsspitzenverband der freien Wohlfahrtspflege.
- 1931: Mehr als 135.000 Ehrenamtliche engagieren sich für die AWO.
1933
- Verbot der AWO durch das nationalsozialistische Regime.
- Beschlagnahmung von Vermögen und Einrichtungen durch die Nationalsozialisten.
- Verfolgung zahlreicher Mitglieder und Funktionäre.
1945–1946
- Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg.
- Wiederbegründung der AWO als parteipolitisch und konfessionell unabhängige Organisation.
1949
- Bereits 50.000 Ehrenamtliche engagieren sich wieder.
- Rückkehr von Marie Juchacz aus der Emigration; sie wird Ehrenvorsitzende der AWO.
1950er Jahre
- Expansionsphase mit Kindergärten, Volksküchen und professionellen Ausbildungsprogrammen.
- Bis 1959 zählt die AWO 300.000 Mitglieder, 5.000 Ortsvereine und 70.000 Ehrenamtliche.
1989–1990
- Nach der Wiedervereinigung beginnt der dynamische Aufbauprozess in den neuen Bundesländern.
- Zusammenführung aller Landes- und Bezirksverbände auf einem Bundestreffen in Berlin.
Heute
- Die AWO ist deutschlandweit aktiv.
- Sie gestaltet die soziale Arbeit der Gegenwart und entwickelt Lösungen mit Blick auf eine gerechtere Zukunft.
- Die AWO bleibt ein Symbol für Solidarität, Menschlichkeit und das Streben nach sozialer Gerechtigkeit.